In der Region Asien-Pazifik haben Unternehmen ihr Kreditmanagement unterschiedlich auf die wirtschaftlichen und finanziellen Herausforderungen angepasst. Obwohl weniger Firmen von Zahlungsverzögerungen betroffen sind, veranlassen verteuerte Rohstoffe und steigende Zinssätze viele Unternehmen, ihre Zahlungsfristen zu verkürzen und Kunden früher zur Kasse zu bitten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Kreditversicherers Coface.
Der Anteil von Unternehmen, die ihren Kunden Zahlungsfristen, also einen Zahlungskredit, anbieten, ist 2022 im asiatisch-pazifischen Raum auf ein Zehn-Jahres-Tief von 73% gesunken – gegenüber 77% im Jahr 2021 und 83% im Jahr davor. Die Firmen, die Zahlungsfristen offerieren, agieren zurückhaltender und so sank die durchschnittliche Kreditlaufzeit von 71 Tagen im Jahr 2021 auf 66 Tage im Jahr 2022. Zum Vergleich: In Deutschland betrug die Zahlungsfrist bei der letzten Befragung im Schnitt 33 Tage. „Obwohl die meisten der untersuchten Märkte ihre Zahlungsziele im Jahr 2022 verkürzten, variiert die durchschnittliche Kreditlaufzeit zwischen den einzelnen Volkswirtschaften stark. Unternehmen in Süd- und Südostasien sind offenbar vorsichtiger“, sagt Coface-Volkswirt Bernard Aw. Mit 48 Tagen und einem Rückgang um fünf Tage im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet Singapur die kürzeste durchschnittliche Kreditlaufzeit. Am großzügigsten zeigen sich Unternehmen in China, wo Kunden im Schnitt 81 Tage Zeit haben, ihre Rechnungen zu begleichen. Wirft man einen Blick auf die Branchen, so wird deutlich, dass 10 der 13 untersuchten Sektoren restriktiver agieren. Die IT-Branche und das Baugewerbe kürzten ihre Zahlungsfristen am stärksten, um 11 bzw. 8 Tage. „Vor allem der Bausektor war mit zahlreichen Widrigkeiten wie steigenden Zinsen, Arbeitskräftemangel und höheren Materialkosten konfrontiert. Das ließ Unternehmen vorsichtiger werden“, sagt Bernard Aw.
Cashflow-Risiken gesunken – Ausnahme Australien
Zum Zeitpunkt der Befragung waren weniger Unternehmen mit überfälligen Zahlungen konfrontiert. Der Anteil von Firmen, die länger als vereinbart auf ihr Geld warten mussten, sank von 64% im Jahr 2021 auf 57% im Jahr 2022 und somit auf den niedrigsten Stand seit 10 Jahren. Allerdings nahm die Länge der Überziehungen im gesamten asiatisch-pazifischen Raum deutlich zu. Der durchschnittliche Zahlungsverzug stieg von 54 Tagen im Jahr 2021 auf 67 Tage, vergleichbar mit dem Stand von 2020 mit 68 Tagen. Den größten Anstieg verzeichneten dabei der Einzelhandel (+15 Tage im Vergleich zum Vorjahr), die Pharmaindustrie (+11 Tage) und der Energiesektor (+10 Tage).
Nach den Erfahrungen von Coface werden 80% der Forderungen, die länger als 180 Tage überfällig sind, nie bezahlt. Cashflow-Risiken entstehen dann, wenn diese ultralangen Zahlungsverzögerungen (ULZVs) 2% oder mehr des Jahresumsatzes eines Unternehmens ausmachen. Hier zeigt die Umfrage eine Verbesserung: Der Anteil der Befragten, bei denen ULZVs mehr als 2% ihres Jahresumsatzes ausmachen, ging von 34% im Jahr 2021 auf 26% im Jahr 2022 zurück. Zwar meldeten 36% der Befragten in China und 45% in Hongkong Langzeit-Zahlungsverzögerungen von über 2% ihres Umsatzes, dies entspricht jedoch einem Rückgang von 27 bzw. 21 Prozentpunkten gegenüber der letzten Befragung. Ein positives Signal ist auch, dass der Anteil der Unternehmen, die ULZVs von über 10% ihres Jahresumsatzes meldeten, von 14% im Jahr 2021 auf 9% im Jahr 2022 sank. Gegen diesen Trend entwickelten sich die langfristigen Zahlungsverzögerungen in Australien. Der Anteil der Betroffenen stieg von einem hohen Niveau (56% im Jahr 2021) auf 63% im Jahr 2022 an.
Über die Zahlungsstudie
Die Coface-Umfrage zu Zahlungserfahrungen und Kreditmanagementpraktiken von Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum wurde zwischen November 2022 und April 2023 durchgeführt. Mehr als 2.300 Unternehmen aus 13 Branchen und neun Ländern (Australien, China, Hongkong SAR, Indien, Japan, Malaysia, Singapur, Taiwan und Thailand) nahmen an der Befragung teil.
Quelle: Coface / Bild: Pixabay
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