
Diejenigen, die häufig auf Geschäftsreise sind, merken oftmals schneller als andere, wo genau im Unternehmen die Dinge haken. Wenn man ständig zwischen verschiedenen Standorten pendelt, Kundentermine koordiniert, Prozesse abstimmt und Entscheidungen vor Ort treffen muss, fallen nicht funktionierende interne Abläufe ganz besonders auf. Und genau dort liegt oft ein entscheidender Hebel: Nicht immer ist es der Markt, der ein Unternehmen ausbremst – manchmal sind es die eigenen Strukturen.
Versteckte Ineffizienzen als stilles Wachstumshemmnis
In vielen Unternehmen haben sich Prozesse über Jahre hinweg entwickelt. Was einst einmal sinnvoll war, wurde nie hinterfragt. Mit der Zeit entsteht so eine Komplexität, die nicht mehr effizient ist – man bewegt sich langsam, unflexibel und manchmal sogar völlig an der Realität vorbei. Eine einfache Anfrage erfordert mehrere E-Mails, eine Entscheidung braucht drei Unterschriften, und Daten sind auf fünf Systeme verteilt.
Wenn man dann unterwegs ist und plötzlich merkt, dass man auf eine simple Info aus dem Headquarter wartet – und diese einfach nicht kommt – wird schnell klar, wie stark solche internen Reibungsverluste auf das tägliche Business drücken. Besonders in Unternehmen des Mittelstands, wo meist pragmatisch gearbeitet wird, lohnt sich der Blick auf die Prozesse: Was dauert zu lange? Was könnte eventuell automatisiert werden? Was ist nur Gewohnheit?
Digitale Prozesse sind keine Frage der Branche
Oft heißt es, bestimmte Branchen seien „nicht digitalisierbar“ oder „zu speziell“ für moderne Workflows. Das stimmt jedoch nur in seltenen Fällen. Vielmehr fehlt es an strukturiertem Denken in Prozessen. Selbst in der Produktion – einem Bereich, der als schwerfällig gilt – kann man mit klugem Prozessdesign enorme Effizienzgewinne erzielen.
Beispielhaft dafür sind modulare Systeme, etwa in der Fördertechnik. Unternehmen wie Montech bieten Förderbänder an, die sich flexibel an Prozesse anpassen lassen – nicht umgekehrt. Damit spart man nicht nur Platz, sondern vor allem Zeit bei der Umrüstung, Wartung oder Integration in bestehende Abläufe. Natürlich geht es hier nicht um das Produkt an sich, sondern eher um den Gedanken dahinter: Wer Prozesse mit Modularität und Skalierbarkeit denkt, bleibt stets beweglich – gerade im industriellen Umfeld.
Reisezeit als Seismograph
Was Geschäftsreisen in diesem Zusammenhang interessant macht: Sie machen Probleme sichtbar, die im Büro untergehen. Wenn man regelmäßig zwischen Tochterfirmen, Werken oder Kunden unterwegs ist, erlebt man hautnah, wo Informationsflüsse abbrechen, Zuständigkeiten verschwimmen oder einfach keine Klarheit herrscht.
Diese Erfahrungen kann man nutzen – nicht als Anlass zum Ärgern, sondern als eine Art Diagnoseinstrument. Wer regelmäßig reist, sollte seine Beobachtungen daher systematisch festhalten: Wo verliert man Zeit? Welche Informationen sind schwer zugänglich? Wer ist regelmäßig überlastet, weil Schnittstellen fehlen?
Kulturfrage statt Softwarefrage
Oft wird versucht, Prozesse durch neue Tools zu verbessern. Aber selbst die beste Software bringt nichts, wenn die Kultur nicht mitzieht. Eine E-Mail bleibt schlichtweg eine E-Mail – egal, ob sie aus Outlook, Teams oder einem modernen Collaboration-Tool kommt, wenn niemand antwortet oder sich zuständig fühlt.
Wichtiger ist es, Klarheit zu schaffen: Wer macht was? Wer entscheidet? Und wie kommen Informationen dahin, wo sie gebraucht werden? Vor allem in Unternehmen, die stark wachsen oder dezentral organisiert sind, lohnt es sich, einmal grundlegend aufzuräumen. Prozesse gehören nicht der IT – sie gehören allen.
Der Hebel für gesunde Skalierung
Möchte ein Unternehmen wachsen – ob national oder international – entscheidet nicht nur das Produkt oder der Vertrieb. Es sind die internen Strukturen, die Wachstum möglich machen oder verhindern. Wer unterwegs produktiv sein will, wer international agieren will, wer flexibel auf Veränderungen reagieren muss, braucht letztlich mehr als nur gute Hotels und schnelles WLAN.
Er braucht ein Unternehmen, das intern so effizient funktioniert, wie es extern auftritt. Und das beginnt nicht mit einer Strategie, sondern mit folgender Frage: Wo verlieren wir Zeit, Kraft und Nerven – und warum?
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