Zum siebten Mal stellt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Ergebnisse ihrer jährlichen Dienstwagenstudie unter börsennotierten und ausgewählten mittelständischen Unternehmen vor. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation untersuchte die Antriebsart und den CO2-Ausstoß der Dienstlimousine des Firmenchefs, der Vorstandsflotte und schließlich der jeweiligen gesamten Firmenflotte. Zudem bewertete sie, mit welcher Mobilitätsstrategie die Unternehmen Dienstreisen vermeiden, auf umweltfreundlichere Verkehrsträger verlagern beziehungsweise Anreize zum Verzicht oder Wahl eines weniger schädlichen Dienstwagens geben.
Die Erkenntnisse aus dem Abgas-Skandal haben gezeigt, dass Diesel-Pkw auf der Straße im Durchschnitt über siebenfach höhere Stickoxidemissionen aufweisen als erlaubt. Nach Auffassung der DUH disqualifizieren sich deshalb alle Diesel-Pkw für die Auszeichnung im Rahmen der Dienstwagenumfrage. Deshalb vergibt die Organisation in diesem Jahr nur vier „Grüne Karten“. Das Ranking der Firmenchefs führt, wie schon in den Vorjahren, Markus Conrad von der Tchibo GmbH (BMW i3) an, gefolgt von Kurt Schmalz von der J. Schmalz GmbH (Mercedes B250e), Felix Ahlers von der Frosta AG (VW up!) und Pierre-Pascal Urbon von der SMA Solar Technology AG (Tesla Model S). Sie setzen positive Akzente bei der Wahl ihres Dienstwagens und zeigen, dass ein Konzernlenker in einem sparsamen und gleichzeitig sauberen Dienstwagen und weniger als 124 g CO2/km unterwegs sein kann.
„Firmenchefs sollen sich bei der Wahl ihrer Dienstwagen ein Beispiel bei den Bürgern nehmen und sich von den überwiegend genutzten schmutzigen Dieselstinker-Limousinen endlich verabschieden. Enttäuschend ist auch der immer noch viel zu hohe Ausstoß des Klimagases CO2 in der Gesamtflotte. Umweltbewusste Unternehmen müssen sich vom Diesel verabschieden und auf umweltfreundliche Antriebe wie Erdgas, Benzin-Hybrid oder Elektro umsteigen“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Wie auch in den letzten Jahren hat sich etwas mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen geweigert, Informationen zur Verfügung zu stellen. Die meisten börsennotierten Konzerne verpflichten sich in ihren Nachhaltigkeitsberichten zwar zu Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit. Tatsächlich veröffentlichen sie jedoch bunte Werbeschriften über Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit und verweigern entscheidende Auskünfte, wie sie ihre ökologischen Ziele erreichen wollen.
Eva Lauer, Projektmanagerin bei der DUH sagt dazu: „Wir sind überrascht, dass auch im siebten Jahr der Untersuchung viele Unternehmen die Angaben verweigern. Während die deutschen Spitzenpolitiker, Kirchenvertreter und Behörden bei den jährlichen Dienstwagenuntersuchungen praktisch vollständig antworten, lassen viele Unternehmen Transparenz vermissen und werden so ihren Umwelt- und Klimaschutzzielen nicht gerecht.“
Der Blick auf die Fahrzeugflotten der Vorstände zeigt eine minimale Verbesserung um lediglich drei Gramm im Vergleich zum letzten Jahr, was den durchschnittlichen CO2-Ausstoß betrifft: Er liegt nun bei 161 g CO2/km (2015: 164 g CO2/km). Ernüchternd ist auch die Tatsache, dass der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Unternehmensflotten mit 129 g CO2/km exakt dem viel zu hohen Durchschnittswert aller Neuzulassungen von Pkw des Jahres 2015 entspricht. Hieraus lassen sich keine besonderen Klimaschutzanstrengungen ablesen. Positiver Spitzenreiter in dieser Kategorie ist Dachser Se, die den durchschnittlichen CO2-Wert ihrer Pkw-Flotte auf 105 g CO2/km senken konnte. Schlusslicht ist die Dürr AG mit durchschnittlich 182 g CO2/km.
Eine positive Entwicklung ist dagegen bei den Mobilitätsstrategien erkennbar. Abgefragt werden fünf Kategorien: Förderung der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs und Bahnfahrten, Radverkehrsförderung, Anreize zur Wahl eines emissionsarmen Dienstwagens über Bonus-/Malussystem, Festsetzung ambitionierter CO2-Grenzwerte sowie weitere Maßnahmen, wie beispielsweise die Förderung alternativer Antriebe oder Carsharing-Angebote.
Besonders innovativ zeigen sich nach Ansicht der DUH die Unternehmen Frosta AG, Deutsche Post DHL Group, Deutsche Telekom AG, Commerzbank AG, Allianz Deutschland AG und Boehringer Ingelheim GmbH, die jeweils in drei von fünf Kategorien vorbildliche Anreize setzen. Besonders engagiert zeigt sich auch Kaiser´s Tengelmann beziehungsweise die Tengelmann Warenhandelsgesellschaft. Sie informiert ihre Mitarbeiter online über die schnellsten und schönsten Fahrradrouten zum Unternehmensstandort, schafft Anreize durch die individuelle Berechnung der gesparten CO2-Emissionen und unterstützt durch eine hauseigene Fahrradwerkstatt. Bei der Metro AG kann ungenutztes Leasingbudget in Altersvorsorge umgewandelt werden und die Deutsche Post DHL Group bietet anstelle eines Firmenwagens die BahnCard100 an. Einige Unternehmen legen ambitionierte Kohlendioxid-Obergrenzen für ihre Dienstwagen fest und haben schon heute den Zielwert für 2020 mit 95 g CO2/km festgeschrieben, dazu gehören unter anderem die SMA Solar Technology AG oder DuPont de Nemours GmbH.
Hintergrund:
Der CO2-Flottenzielwert von 130 g /km wird bis zum Jahr 2020 auf 95 g CO2/km verschärft. Die DUH passt daher für die Dienstwagenumfrage ihre Bewertungskriterien schrittweise an und verschärft diese. Für den Erhalt einer „Grünen Karte“ liegt der Wert in diesem Jahr bei 124 g CO2/ km – bezogen auf alle Antriebsarten außer Diesel. Das Ranking stützt sich wie in den letzten Jahren auf die offiziellen beim Kraftfahrt-Bundesamt hinterlegten Angaben zum durchschnittlichen CO2-Ausstoß in Gramm pro Kilometer (g/km). Bei Elektro-Pkw sowie Plug-In Hybriden legt die DUH die mit der Stromerzeugung verbundene durchschnittliche CO2-Emission laut Berechnungen des Umweltbundesamtes zugrunde. Eine Berücksichtigung individueller Tank- bzw. Strombezugsquellen (Biodiesel beziehungsweise Ökostrom) unterbleibt, da ansonsten ein Vergleich des Energieverbrauchs und der durch den Gebrauch der Fahrzeuge verursachten CO2-Emissionen unmöglich gemacht würde.
Die Ergebnisse des Dienstwagenchecks unter börsennotierten und mittelständischen Unternehmen 2016 gibt es unter: http://l.duh.de/gertq
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