Der deutsche Mittelstand lässt sich nicht unterkriegen – trotz Corona-Pandemie, Lieferengpässen, Rohstoffknappheit und explodierenden Energiekosten. Dies zeigt die aktuelle Unternehmerumfrage 2021/22 des Bundesverband mittelständische Wirtschaft,
Unternehmerverband Deutschlands e.V. (BVMW). Daran haben sich vom 2.-21. Dezember 2021 bundesweit über 2.000 Unternehmerinnen und Unternehmer aller Branchen beteiligt.
Demnach ist die große Mehrheit der Mittelständler im Blick auf die eigene Geschäftslage zuversichtlich. Mehr als die Hälfte schätzen die eigene Geschäftslage als gut oder sehr gut ein, knapp ein Drittel als befriedigend. Zudem rechnen vier von fünf Unternehmen damit, dass sich die Geschäftslage im kommenden Jahr gleichbleibend oder sogar günstiger entwickeln wird. Weniger zuversichtlich sind die Unternehmerinnen und Unternehmer mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Mehr als die Hälfte erwartet in den kommenden zwölf Monaten eine Rezession. Dies steht in starkem Kontrast zu Konjunkturprognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute, die für 2022 von Wirtschaftswachstum ausgehen.
Bei den wirtschaftspolitischen Aufgaben, die von der neuen Bundesregierung vorrangig angepackt werden sollten, ergibt sich ein ähnliches Bild wie in den Vorjahren. So messen fast 85 Prozent dem Bürokratieabbau oberste Priorität bei. Knapp 59 Prozent fordern, dass die Sozialabgaben nicht weiter erhöht werden sollen. Gut jeder zweite Mittelständler mahnt verkürzte Planungs- und Genehmigungsverfahren und eine Senkung der Unternehmenssteuern an. Eine Senkung der Energiekosten sehen fast 60 Prozent als zweitwichtigste Aufgabe an.
„Explodierende Energiekosten treiben immer mehr Mittelständler an den Rande des Ruins. Mehr als 90 Prozent rechnen damit, dass die Preise für Energie in Zukunft sogar noch weiter steigen werden. Die Politik zeigt dem Mittelstand bisher die kalte Schulter. Es ist daher höchste Zeit, dass Robert Habeck als neuer Wirtschaftsminister eingreift. Um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu sichern, muss als erster Schritt die Stromsteuer auf das europäische Mindestniveau gesenkt werden“, erklärt Der Mittelstand.BVMW-Bundesgeschäftsführer Markus Jerger.
Die Bundesregierung müsse erkennen, dass die Lage am Energiemarkt ihre Klimaziele unterläuft, so Jerger. Mehr als 86 Prozent der Mittelständler nennen ihr eigenes Verantwortungsgefühl als Hauptgrund, Nachhaltigkeit im Unternehmen umzusetzen. Gleichzeitig sehen sich über 50 Prozent nicht imstande, die weiter steigenden Energiepreise zu schultern. „Der Mittelstand will die Klimaziele erreichen, ohne die Unterstützung der Politik wird dies aber nicht gelingen“, warnt Jerger.
Die Verzweiflung vieler Unternehmer bei der Energiefrage spiegelt sich auch in der Debatte zum Thema Kernenergie. Vier von zehn Mittelständlern fürchten durch Atomausstieg und beschleunigten Kohleausstieg um die Versorgungssicherheit ihres Betriebs. Fast 57 Prozent befürworten daher eine Laufzeitverlängerung für die bestehenden Kernkraftwerke. „Wenn die Ampel-Koalition die Akzeptanz der Energiewende im Mittelstand retten will, sollte sie schleunigst den dezentralen Ausbau der Erneuerbaren vorantreiben“, betont Jerger.
Bei der Sonntagsfrage erreichen FDP (35,6% / 2020: 20,8%) und Union (25,6% / 2020: 43,3%) zusammen eine deutliche Mehrheit. Es folgen Grüne (11,9% / 2020: 13,2%), AfD (8,2% / 2020: 7,6%) und SPD (7,5% / 2020: 3,2%). Klarer Verlierer ist wie schon im Vorjahr die Linke (1,5% / 2020: 2,5%). „Um das Vertrauen der Unternehmer zu gewinnen, muss die neue Bundesregierung den warmen Worten für den Mittelstand im Koalitionsvertrag nun auch Taten folgen lassen. Unsere Unternehmerumfrage gibt die Agenda für 2022 vor“, so Der Mittelstand.BVMW-Bundesgeschäftsführer Markus Jerger.
Quelle: Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e.V. / Bild: Pixabay