Als Folge der Corona-Pandemie bewerten Organisationen ihre globalen Mobility-Programme neu, wobei einer der Schwerpunkte auf dem Wohlergehen der im Ausland lebenden Mitarbeiter und ihrer Familien liegt. Neue Arbeitsformen und digitale Technologien werden zunehmend von den Unternehmen genutzt und es verstärkt sich der Trend, zusätzlich zu den traditionellen Entsendungsprogrammen alternative Formen für Auslandseinsätze in Betracht zu ziehen.
Angesichts von Personal- und Gehaltskürzungen sowie Änderungen der Benefits-Programme stellen Unternehmen derzeit auch ihre Expansionsstrategien im Ausland in Frage. Damit Organisationen ihre Talentpools, Mobility-Programme und Vergütungspakete bezüglich geänderter Anforderungen überprüfen können, um das Wohlergeben der Mitarbeiter, aber auch wirtschaftliche Notwendigkeiten einzubeziehen, sind valide und transparente Daten unerlässlich.
Das Cost-of-Living-Ranking 2020 von Mercer verdeutlicht, dass spezifische Faktoren wie Währungsschwankungen, die Preissteigerungen bei Waren und Dienstleistungen sowie die Instabilität der Wohnungsmärkte wesentliche Faktoren sind, die die Kosten von Expatriate-Paketen beeinflussen.
„Die COVID-19-Pandemie zeigt, dass die Entsendung und Weiterbeschäftigung von Mitarbeitern im Auslandseinsatz eine enorm verantwortungsvolle und schwierige Aufgabe ist“, erklärt Ilya Bonic, President Career und Head of Strategy bei Mercer. „Ein starker Anstieg der Auslandsentsendungen ist aufgrund der derzeitigen Situation nicht zu erwarten. Unternehmen sollten sich eher auf interne Wechselmöglichkeiten von Expatriates vorbereiten und Verständnis dafür zeigen, dass nicht alle Mitarbeiter bereit sein werden, ins Ausland zu gehen.“
Kurzfristig kann die Vorbereitung auf neue Ansätze zur Auslandsentsendung auch die Umsiedlung von Expatriates bedeuten, die in ihr Heimatland zurückgeschickt wurden. Mittelfristig liegt die Priorität auf der Anpassung der Auslandsentsendung an neue Wirtschaftsmodelle, die sich auf verkürzte Lieferketten, regionale Einsätze und die Weiterbildung von Mitarbeitern konzentrieren. „Die Entwicklung zu neuen Formen der Auslandstätigkeit, die wir schon seit geraumer Zeit bemerken, wird sich – ausgelöst durch die Pandemie – erheblich verstärken und beschleunigen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Akzeptanz der Mitarbeiter, insbesondere was kritische Standorte anbelangt, und die Kostensituation gelegt werden müssen“, betont Ulrike Hellenkamp, Expertin für Auslandsentsendungen bei Mercer.
Laut des Cost-of-Living-Rankings 2020 führt Hongkong die Liste der teuersten Städte für Expatriates an, gefolgt von Aschgabat (Turkmenistan). Tokio und Zürich bleiben auf den Plätzen drei und vier, während Singapur an fünfter Stelle steht, zwei Plätze hinter dem Vorjahr. New York City belegte in diesem Jahr den sechsten Platz, in 2019 lag New York auf Platz neun. Die Daten von Mercer wurden im März 2020 erhoben und trotz der Pandemie waren die Preisabweichungen an vielen Standorten nicht signifikant.[1]
Weitere Städte in den Top 10 des Rankings sind Shanghai (7), Bern (8), Genf (9) und Peking (10). Die weltweit preiswertesten Städte für Expatriates sind Tunis (209), Windhuk (208) sowie Taschkent und Bischkek, die auf Rang 206 liegen.
„Grenzschließungen und Reisebeschränkungen beeinflussen nicht nur die Kosten für Waren und Dienstleistungen, sondern auch die Lebensqualität der Expatriates“, erklärt Bonic. „Der Klimawandel, Fragen im Zusammenhang mit dem ökologischen Fußabdruck und die Herausforderungen für die Gesundheitssysteme haben multinationale Unternehmen dazu veranlasst, darüber nachzudenken, welchen Einfluss die Nachhaltigkeit auf die Lebensbedingungen der ins Ausland entsandten Mitarbeiter hat. Städte, die einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit legen, können den Lebensstandard erheblich verbessern, was wiederum das Wohlbefinden und die Motivation der Mitarbeiter steigern kann“, so Bonic.
Die ordnungsgemäße Überprüfung von Standorten und die Vergütung von Mitarbeitern bei internationalen Einsätzen ist ebenso wichtig wie kostspielig. Die Studie zeigt, dass sich die Ausgaben für Waren und Dienstleistungen mit der Inflation und den Währungsschwankungen verschieben, wodurch die Kosten für Auslandseinsätze manchmal höher und manchmal niedriger ausfallen.
„Plötzliche Änderungen der Wechselkurse wurden hauptsächlich durch die Auswirkungen von COVID-19 auf die Weltwirtschaft verursacht“, erläutert Hellenkamp. „Diese Volatilität kann sich auf Expatriates in vielfältiger Weise auswirken, von Knappheit und Preisanpassungen bei Gütern und Dienstleistungen oder wenn Mitarbeiter in der Währung ihres Heimatlandes bezahlt werden und Geld im Gastland für Einkäufe vor Ort umtauschen müssen.“
Europa, der Nahe Osten und Afrika
Drei europäische Städte befinden sich unter den Top 10 der teuersten Standorte. Auf Platz vier der weltweiten Rangliste bleibt Zürich die teuerste europäische Stadt, gefolgt von Bern (8), das gegenüber dem Vorjahr um vier Plätze gestiegen ist. Die nächste europäische Stadt in der Rangliste, Genf (9), liegt gegenüber 2019 vier Plätze weiter vorne.
Trotz geringer Preiserhöhungen in der gesamten Region haben sich mehrere europäische Lokalwährungen gegenüber dem US-Dollar abgeschwächt und viele Städte sind in der Rangliste nach unten gerutscht. Als die Volkswirtschaften Frankreichs und Italiens Ende 2019 schrumpften, lag das Wachstum in der Eurozone nahe bei null. Dennoch gibt es in keinem der führenden EU-Länder Anzeichen einer Krise, wenn es um die Inflation geht. Städte wie Paris (50), Mailand (47) und Frankfurt (76) sind in der diesjährigen Rangliste zurückgefallen.
Die Entscheidung von Großbritannien, die Europäische Union zu verlassen, hat sich nicht auf die Landeswährung ausgewirkt, die nach wie vor stark ist und gegenüber allen wichtigen Weltwährungen an Wert gewinnt. London (19), Birmingham (129) und Belfast (149) rutschten im Ranking um vier, sechs bzw. neun Plätze nach oben.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (UEA) setzen die Diversifizierung der Wirtschaft fort und verringern in der Folge den Einfluss der Ölindustrie auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Im Zuge dieses anhaltenden Prozesses gab es sowohl in Dubai als auch in Abu Dhabi negative Preisbewegungen. Genau wie die UEA ist Saudi-Arabien bestrebt, die Auswirkungen der Erdölexporte zu begrenzen und zu einem stärker diversifizierten Wirtschaftsmodell überzugehen. Die Preise sind im Laufe der letzten sechs Monate stabil geblieben, mit der bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung ist jedoch mit einer Preisänderung zu rechnen. Tel Aviv (12) ist für Expatriates nach wie vor die teuerste Stadt im Nahen Osten, gefolgt von Dubai (23), Riad (31) und Abu Dhabi (39). Kairo (126) bleibt trotz eines Anstiegs um vierzig Plätze die günstigste Stadt der Region.
Vereinigte Staaten und Südamerika
Während der globale Wirtschaftsabschwung in der ersten Jahreshälfte einsetzte, trieb die Stärke des Dollars die Kosten für Expatriates in US-Städten in die Höhe. Infolgedessen sind die Städte in den Vereinigten Staaten in der diesjährigen Rangliste der teuersten Städte auf den vorderen Plätzen zu finden. New York (6) ist die am höchsten eingestufte Stadt des Landes, gefolgt von San Francisco (16), Los Angeles (17), Honolulu (28) und Chicago (30). Winston Salem, North Carolina (132) ist laut dem diesjährigen Ranking nach wie vor die günstigste US-Stadt für Expatriates.
In Südamerika rangiert San Juan (66) als teuerste Stadt, gefolgt von Port of Spain (73), San Jose (78) und Montevideo (88). Managua (198) ist die preiswerteste Stadt Südamerikas. Caracas in Venezuela ist aufgrund der komplexen Währungssituation aus der Rangliste ausgeschlossen, die Platzierung hätte je nach dem gewählten offiziellen Wechselkurs stark variiert.
Der kanadische Dollar hat an Wert gewonnen, was zu Sprüngen in der diesjährigen Rangliste geführt hat. Mit achtzehn Plätzen gegenüber dem Vorjahr ist Vancouver (94) die teuerste kanadische Stadt in der Rangliste, gefolgt von Toronto (98). Ottawa ist die günstigste Stadt Kanadas auf Rang 151.
Asien-Pazifik
Sechs der Top 10-Städte in der diesjährigen Rangliste liegen in Asien. Hongkong (1) behielt seinen Platz als teuerste Stadt für Expatriates sowohl in Asien als auch weltweit aufgrund von Währungsschwankungen, die sich am US-Dollar messen lassen und die Lebenshaltungskosten vor Ort in die Höhe treiben. Diesem globalen Finanzzentrum folgen Aschgabat (2), Tokio (3), Singapur (5), Schanghai (7) und Peking (10). Mumbai (60) ist die teuerste Stadt Indiens, während Kalkutta (185) die günstigste indische Stadt im Ranking ist.
Australische Städte sind in diesem Jahr in der Rangliste zurückgefallen, da die Landeswährung gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren hat. Sydney (66), Australiens teuerste Stadt in der Rangliste für Expatriates, verzeichnete einen Rückgang um sechzehn Plätze.
Das Cost-of-Living-Ranking ist eine der weltweit umfassendsten Erhebungen und soll multinationalen Unternehmen und Regierungen helfen, Vergütungsstrategien für ihre im Ausland tätigen Mitarbeiter festzulegen. New York City wird als Basisstadt für alle Vergleiche verwendet und Währungsbewegungen werden gegenüber dem US-Dollar gemessen. Die Studie umfasst über 400 Städte auf der ganzen Welt; die diesjährige Rangliste umfasst 209 Städte auf fünf Kontinenten und misst die Vergleichskosten von mehr als 200 Faktoren an jedem Standort, darunter Unterkunft, Transport, Lebensmittel, Kleidung, Haushaltswaren und Unterhaltung.
Mercer erstellt für jede untersuchte Stadt individuelle Berichte über Lebenshaltungskosten und Mietwohnungskosten. Weitere Informationen über Stadtranglisten finden Sie unter https://mobilityexchange.mercer.com/Insights/cost-of-living-rankings
Quelle: Mercer Deutschland
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