Flugbuchungen von Lufthansa (LH) werden teurer und unübersichtlicher – das ist schlecht und von Nachteil sowohl für Kunden als auch die Reisebranche. Von Dienstag, den 1. September an erhebt die Lufthansa Group für Buchungen über die Globalen Distributionssysteme (GDS) ein Entgelt von 16 Euro pro Ticket.
Ein Flugticketkauf über diese neutralen Buchungskanäle – egal ob über Internet-Portale oder über Reisebüros – wird also für alle teurer, denn die Mehrzahl der Lufthansa-Buchungen, nämlich rund 70 Prozent, werden über ein GDS getätigt. Die neutrale Beratung und die Markttransparenz werden deutlich erschwert – das kann nicht im Sinne der Kunden und des Verbraucherschutzes sein. Das ist eine schlechte Nachricht für Lufthansa-Reisende, insbesondere auch für Geschäftsreisekunden.
Wer die 16 Euro nicht zahlen will, muss künftig bei Lufthansa direkt buchen. Doch dieser vermeintliche Preisvorteil entpuppt sich als Mogelpackung und große Kostenfalle besonders für Firmenkunden, denn er führt zu hohen Prozesskosten. Die Ticketpreise unterschiedlicher Fluggesellschaften können nicht mehr oder nur noch aufwändig und damit kostenintensiv verglichen werden.
Mit dem GDS-Zuschlag der LH geht Transparenz und Vergleichbarkeit verloren. Hinzukommt, dass etablierte Prozesse mit einer solchen Direktbuchung umgangen werden. Wenn Geschäftsreisende direkt bei einer Fluggesellschaft buchen, sind diese Vorgänge für die Unternehmen nicht mehr nachvollziehbar. GDS-Buchungen fließen hingegen direkt über Schnittstellen in Buchhaltungs-, Abrechnungs- und Auswertungssysteme von Firmenkunden und Geschäftsreisebüros ein. Zudem sind Umbuchungen oder Stornierungen heute schnell und elektronisch über die GDS machbar. Bei dem von LH angebotenen Buchungskanal LHGroup-agent.com fehlen jedoch hingegen solche elementaren Funktionalitäten und auch Schnittstellen zu den Reporting-Tools, die aber von Firmenkunden benötigt werden. LHGroup-agent.com ist für das professionelle Abwickeln von Geschäftsreisebuchungen unbrauchbar und somit keine Alternative.
Das neue Vertriebsmodell der LH mit ihrer Extra-Gebühr stellt sowohl die Firmen mit ihren reisenden Mitarbeitern als auch die professionellen Geschäftsreisebüros vor erhebliche Probleme. Sollte dieser Vorstoß der Lufthansa Schule machen, fällt der Markt in antiquierte Buchungsmethoden zurück. Jedes Reisebüro oder Firmenkunde müsste dann mit jeder Airline einen eigenen Anschluss installieren – ein Aberwitz, denn dann müsste jeweils ein eigenes GDS gebaut werden.
Die Reiseverbände in Europa haben inzwischen auch verschiedene, zum Teil juristische Maßnahmen ergriffen, um im Sinne der Konsumenten und der Branche gegen diesen Vorstoß zu intervenieren. Der DRV hat dazu ein erstes Gespräch mit dem Bundeskartellamt geführt. Die Wettbewerbshüter sollen prüfen, ob durch die Gebühr alternative Vertriebswege (z.B. stationäre Reisebüros und Geschäftsreisebüros) unzulässig diskriminiert werden. Der europäische Dachverband der Reisebüros und Reiseveranstalter (Ectaa) hat zudem bei der EU-Kommission Beschwerde eingelegt. Es soll dort geprüft werden, ob ein Verstoß gegen den Verhaltenskodex in Bezug auf Computerreservierungssysteme vorliegt.
Hintergrund: Die globalen Reservierungssysteme (GDS) sind vor Jahrzehnten von den Airlines – auch getrieben von der Lufthansa – gerade deswegen gegründet und entwickelt worden, damit nicht jeder einzelne Leistungsträger individuell angefragt werden muss. Die GDS stellen die Basis für die Arbeit von professionellen Reisebüros – online wie stationär – zur Vermittlung und Buchung von Reisen sowohl für Firmenkunden- als auch Urlaubsreisenden dar. Sie bilden das weltweite Angebot verschiedenster Airlines neutral ab und machen dies somit vergleichbar. Dies ist entsprechend per EU-Verordnung geregelt. Die GDS sorgen damit für Transparenz und hohe Vergleichbarkeit unterschiedlicher Reise- und Preisalternativen. Diese Verfügbarkeit, Vergleichbarkeit und Buchbarkeit im Sinne der Kunden hat die GDS zu dem gemacht, was sie heute sind: eine unverzichtbare Arbeitsgrundlage für alle Reiseverkäufer.
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