Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen stürzt im Juni 2023 regelrecht ab. Gegenüber dem Vormonat sinkt es um 5,4 Zähler, also fast so stark wie unmittelbar nach dem Gaslieferstopp im vergangenen September 2022. Mit einem Niveau von -11,8 Saldenpunkten liegt der zentrale Stimmungsindikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers somit wieder deutlich unter der Nulllinie, die den historischen Durchschnitt markiert. Ursächlich ist vor allem ein Stimmungsabfall bei den Geschäftserwartungen, die um 7,3 Zähler auf ein weit unterdurchschnittliches Niveau von -21,7 Saldenpunkten sinken. Doch auch die Geschäftslageurteile geben im Juni spürbar nach (-3,2 Zähler) und sinken auf ein mit -1,1 Saldenpunkten knapp unterdurchschnittliches Niveau. Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen ist branchenübergreifend rückläufig. Besonders groß fällt das Minus im Juni beim Einzelhandel und im Verarbeitenden Gewerbe aus.
Noch rasanter als im Mittelstand rauscht die Stimmung der Großunternehmen in den Keller: Ihr Geschäftsklima sinkt im Juni um 9,4 Zähler auf nur noch -26,0 Saldenpunkte. Die Geschäftserwartungen gehen hier ebenfalls besonders stark zurück (-13,3 Zähler) und sind jetzt mit -35,4 Saldenpunkten wieder fast so pessimistisch wie auf dem Höhepunkt der Energiekrise im Spätsommer 2022. Außerdem ist die Geschäftslagebeurteilung der Großunternehmen mit -15,3 Saldenpunkten weiterhin deutlich schlechter als im Mittelstand.
Gute Nachrichten bietet das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer im Juni lediglich mit Blick auf die künftige Inflationsentwicklung, denn der seit nunmehr neun Monaten anhaltende Rückgang der Absatzpreiserwartungen setzt sich fort. Mit +0,9 und -3,1 Saldenpunkten liegen die Absatzpreiserwartungen bei Mittelständlern und Großunternehmen inzwischen sehr nahe am bzw. sogar knapp unter dem historischen Durchschnittswert, der mit einer Inflation von durchschnittlich rund 2% seit Beginn der KfW-ifo-Zeitreihe im Jahr 2005 einhergegangen ist. Die Beschäftigungserwartungen der Unternehmen beider Größenklassen haben sich inzwischen ebenfalls wieder praktisch vollständig normalisiert, was für einen perspektivisch wieder abnehmenden Lohndruck auf die Inflation spricht.
„Die Entwicklung des KfW-ifo-Geschäftsklimas im Juni fügt sich ein in die Reihe der enttäuschenden Konjunkturdaten“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Der kurzzeitige Konjunkturoptimismus vom Frühjahr ist verflogen, stattdessen befindet sich die deutsche Wirtschaft gerade in einer Art Schwebezustand.“ Der Stimmungsabfall in den Unternehmen stelle ein Abwärtsrisiko für die aktuellen Wachstumsprognose auch von KfW Research dar, das wie auch andere Institute wegen des schlechten Jahresstarts ein leicht negatives Wachstum im Gesamtjahr 2023 erwarte, spätestens ab der zweiten Hälfte des laufenden Jahres jedoch von einer zumindest leichten Konjunkturerholung ausgehe. „Mit deutlichen Nominallohnsteigerungen bei einer gleichzeitig nachlassenden Inflation sind die Voraussetzungen für eine moderate Konsumerholung in den nächsten Quartalen aber noch immer gegeben. Außerdem verstärken sich als positive Kehrseite der schwächeren Konjunkturaussichten die Anzeichen für einen anhaltenden Inflationsrückgang“, so Köhler-Geib.
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist abrufbar unter www.kfw.de/mittelstandsbarometer
Quelle: KfW / Bild: Pixabay