Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Passau, geleitet von Professor Dr. Andreas König, wirft ein Licht darauf, wie der Humor von Vorstandsvorsitzenden das Ansehen ihrer Unternehmen beeinflusst. Die Forschung, veröffentlicht im Fachjournal „Academy of Management Review“, unterscheidet vier Typen von CEO-Humor und zeigt auf, wie sich diese auf Informationsintermediäre wie Journalisten oder Analysten auswirken.
Humor ist ein mächtiges zwischenmenschliches Werkzeug, das oft unterschätzt wird, besonders im Kontext des Spitzenmanagements. Die Studie identifiziert zwei positive Arten von CEO-Humor: den affiliativen und den selbsterhöhenden Humor. „Affiliativ“ meint eine Art von verbindendem Humor. Der oder die CEO macht sich über andere auf liebevolle Art und Weise lustig. Unter selbsterhöhendem CEO-Humor verstehen die Forscher Humor als besondere Form der Selbstdarstellung. Der oder die CEO erhebt sich auf lustige Art über seine eigene Position. Beide Formen haben nachweislich positive Auswirkungen auf das Ansehen des Unternehmens.
Auf der anderen Seite stehen jedoch zwei negative Typen von CEO-Humor: der selbsterniedrigende und der aggressive Humor. Die Studie zeigt, dass aggressiver Humor, obwohl er moralisch bedenklich ist, zu positiven Bewertungen hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens führen kann. Besonders spannend wird es bei den negativen Humorarten: Hier argumentiert das Team, dass im Falle von CEO-Humor beide Formen anders wirken als bislang für den Humor von Führungskräften angenommen und normativ gewollt.
So ist Humor, der eigene Schwächen offenbart, zwar gesellschaftlich gerne gesehen. Auch die Praxis-Literatur für das mittlere Management rät dazu, diese Form von Humor einzusetzen, um Nähe herzustellen. Doch im Falle von CEOs könnte sich dieser Humor negativ auswirken. „Auch wenn wir es anders wollen: Wer als CEO zu häufig Schwäche zeigt, den oder die bestraft der Aktienmarkt“, so Professor König.
Aggressiver CEO-Humor wiederum verstößt gegen gesellschaftliche Normen, verletzt die Vorbildfunktion und erniedrigt die Menschen, über die sich solcher Humor lustig macht. „Dennoch können wir argumentativ zeigen, dass sich diese Form von CEO-Humor leider auszahlt – zumindest für Bewertungen hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens“, sagte der Leiter der Studie. „Es ist bedauerlich, aber nach wie vor herrscht ein ellenbogenartiges Führungsrollenverständnis, das der Kapitalmarkt – und auch die Medien – belohnen.“
„Mit unserer Studie wollen wir keinesfalls sagen, dass CEOs auf aggressiven Humor setzen sollen“, betont Prof. Dr. König. Vielmehr gehe es den Forschern darum, zu erklären, weshalb gewisse Formen von Humor im Falle von CEOs eine andere Wirkung haben als bislang angenommen.
Die Studie entstand im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Humor von Top-Führungskräften unter Leitung von Professor Dr. Andreas König und Professor Dr. Björn Schuller (TU München/Imperial College London). Neben der konzeptionellen Arbeit geht es dem Team nach eigenen Worten darum, Humor in der externen Kommunikation von Führungskräften maschinell (algorithmisch) und multimodal zu erfassen und zu messen. Hierzu verwendet das Team unter anderem Pressekonferenzen von Fußball-Trainern. Professor König arbeitet eng mit international renommierten Wissenschaftlern im Bereich der Top-Management-Forschung zusammen, darunter Nathan J. Hiller von der Florida International University und Cecily Cooper von der University of Miami.
Quelle: NewsWork AG / Bild: Pixabay