Am 13. Januar 2024 wählt Taiwan einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. Sicher ist, dass das neue Staatsoberhaupt des Inselstaates ein Mann sein wird – es kandidieren nur Männer als Nachfolger der bisherigen Präsidentin Tsai Ing-wen der demokratischen Fortschrittspartei DPP. William Lai Ching-te, Parteivorsitzender der DPP liegt in den Umfragen vorn. Hou Yu-ih der Partei Kuomintang (KMT) liegt auf Rang zwei, Ko wen-je der neugegründeten Taiwanesischen Volkspartei (TPP) auf Rang drei.
„Aus Sicht der Volksrepublik China liegt also genau der falsche Kandidat vorn. Denn die DPP steht für eine enge Anbindung Taiwans an westliche Staaten und da vor allem an die USA und für einen weitere Reduzierung der wirtschaftlichen Abhängigkeit von der Volksrepublik. Der Anteil der taiwanischen Exporte, die ins Reich der Mitte ging, ist in den vergangenen Jahren geschmolzen. Dies war aber auch auf die schleppende Konjunktur in China zurückzuführen. Gleichzeitig wurde ein Reshoring aus China nach Taiwan erfolgreich gefördert. Dieser Trend dürfte sich bei einem Wahlsieg der DPP weiter fortsetzen,“ erklärt Alexander Hirschle von Germany Trade & Invest in Taipeh.
Die Spannungen in der Region dürften also anhalten wenn nicht sogar zunehmen. Denn die Volksrepublik China pocht vehement auf ihren Anspruch auf Taiwan. Eine Wiedervereinigung ist ein klar formuliertes Ziel der Regierung in Peking.
Trotzdem gehen Experten von einem deutlich stärkeren Wirtschaftswachstum in 2024 aus. Die offiziellen Prognosen gehen von einer Zunahme des Bruttoinlandprodukts in Höhe von 3,4 Prozent aus, im vergangenen Jahr waren es voraussichtlich 1,4 Prozent. Die Bruttoanlageinvestitionen werden, so Prognosen, dieses Jahr voraussichtlich um fast 5 Prozent steigen – nach einem Rückgang von über 8 Prozent 2023. Wichtigster Treiber ist hier die Chipindustrie mit dem Branchengiganten TSMC. Der Konzern kündigte im zweiten Halbjahr 2023 an, für 10 Milliarden Euro einen Chipfabrik in Dresden errichten zu wollen.
„Um das sogenannte „Silicon Shield“ weiter auszubauen, werden die Kapazitäten zur Produktion von Halbleitern in Taiwan massiv nach oben geschraubt. Von dieser Entwicklung profitieren auch deutsche Firmen, die als Zulieferer in vielen Bereichen gute Geschäfte mit taiwanischen Unternehmen wie TSMC machen,“ erklärt Alexander Hirschle weiter. Und auch der mögliche Wahlsieg von William Lai Ching-te hätte trotz der Spannungen mit Peking auch positive Auswirkungen auf deutsche Unternehmen:
„Die DPP setzt stärker auf eine „Energiewende“ mit einer starken Nutzung alternativer Energien als die Opposition. In Taiwan sind zahlreiche deutsche Firmen in diesem Segment tätig. Aus diesem Grund könnte es für „Made in Germany“ von Vorteil sein, wenn Lai die Wahlen gewinnt. Allerdings haben auch die anderen Kandidaten „grüne Themen“ und den Ausbau erneuerbarer Energien auf der Agenda.“
Schätzungen von Germany Trade & Invest zufolge betrug der deutsch-taiwanische Handel 2023 rund 26,4 Milliarden Euro. Die deutschen Exporte sind demnach um 8,7 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro gesunken, die Importe aus Taiwan um 4,0 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro zurückgegangen. Die deutschen Direktinvestitionen in Taiwan erreichten im ersten Halbjahr 2023 mit 983 Millionen US$ ein Rekordhoch.
Weitere Informationen zu Taiwan gibt es hier.
Quelle: Germany Trade & Invest
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