Derzeit werden zahlreiche Messe abgesagt oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Zuletzt die ITB in Berlin oder die BOE in Dortmund.
Der Veranstalter verweist bei den Absagen gerne auf die dynamische Entwicklung in der Coronapandemie. Das ist zum Teil auch sicher richtig wobei es keine hellseherischen Fähigkeiten brauchte um steigende Fallzahlen für den Herbst und Winter zu prognostizieren. Ein nicht zu unterschätzender Grund für die Absagen von Messe sind allerdings auch die Vorgaben der Politik.
Grundsätzlich könnten Aussteller und Besucher Messen in Deutschland besuchen. Der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (AUMA) schreibt dazu in seiner regelmäßigen Aktualisierung zu den „Einreisebestimmungen für Teilnehmer an Messen in Deutschland“:
„Grundsätzlich können Messeteilnehmer aus dem Ausland nach Deutschland einreisen. Das gilt auch bei einer Einreise aus Hochrisikogebieten und Besuchern oder Ausstellern, die nicht gegen Corona geimpft sind.„
Das hört sich eindeutig an, ist es aber nicht denn der AUMA schreibt weiter:
„Allerdings kann abhängig von der konkreten Messe die 2G-Regel gelten, so dass ggf. nur mit in Deutschland anerkannten Impfstoffen geimpfte sowie genesene Personen Zutritt zum Messegelände haben.“
Bei dieser Vorgabe ist die Ausrichtung einer ITB mit einem hohen Anteil an internationalen Ausstellern und Besuchern nicht machbar.
Auf der Internetseite der ITB stand bis zur Absage der ITB 2022 zu den Hygiene und Sicherheitshinweisen unter dem Punkt:
„Unter welchem Modell wird die kommende ITB Berlin stattfinden?“
folgendes:
„Anlässlich der aktuellen Verordnungslage erhalten bis auf weiteres nur noch vollständig geimpfte oder genesene Teilnehmer*innen Zugang zu Veranstaltungen (2G-Regel).
Somit müssen auch Aussteller*innen und Besucher*innen der ITB Berlin 2022 nach der aktuellen Rechtslage entweder kürzlich genesen oder mit einem in der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoff vollständig geimpft sein und dies mit einem digitalen EU-Zertifikat nachweisen.“
Weiter stand unter den Hygiene und Sicherheitshinweisen geschrieben:
„Auf der Grundlage der geltenden Berliner Infektionsschutzmaßnahmenverordnung können wir Zutritt zum Messegelände nur den Personen gewähren, die ein digitales EU-Impfzertifikat oder einen digitalen EU-Genesenennachweis vorlegen oder ein digitales Impfzertifikat oder einen digitalen Genesenennachweis, der dem EU Digital COVID Certificate System entspricht. Ein Impfbuch oder eine andere Bescheinigung ohne einen auslesbaren QR-Code des EU Digital COVID Certificate System sind als Sichtprüfung nicht ausreichend.“
Quelle: ITB Berlin
Dies bedeutet für die meisten internationalen Aussteller und Besucher, das bei der aktuellen Rechtslage ein Betreten der Messe ohne digitalem EU-Zertifikat nicht möglich sein wird.
Seit einigen Tagen ist die Zahl der positiven Testergebnisse, also der Maßstab der Infektionslage im Land, rückläufig. Das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen, bedeutet es doch wahrscheinlich, dass der Höhepunkt der vierten Welle für den Herbst/Winter 2021/22 überschritten ist. Das erfreuliche Sinken der Fallzahlen und die wirklich überzeugenden Hygiene und Sicherheitsmaßnahmen bei Messen in Deutschland sollten eigentlich für die Durchführbarkeit von Großveranstaltungen, wie zum Beispiel eine ITB, sprechen.
Die Verantwortlichen der Messe Berlin haben anders entschieden (entscheiden müssen).
Die Gefahr internationale Aussteller und Besucher auszuschließen, konnte die Messe nicht eingehen. Denn nichts ist für den Veranstalter schlimmer als eine Messe mit „Geisterhallen“ durchführen zu müssen. Immerhin gilt es in Berlin zur ITB 26 Hallen mit Ausstellern zu füllen.
Bei anderen internationalen Messen in Deutschland wird es nicht anders aussehen.
Man darf also gespannt sein ob es der Politik gelingt, Regeln aufzustellen die eine Durchführung von Großveranstaltungen im nächsten Messeherbst 2022/23 gewährleisten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Messen abwandern. Denn eins dürfte wohl sicher sein, im nächsten Herbst werden die Fallzahlen wieder ansteigen.
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