Skepsis bei den Reisestellen. Die Travel Manager der deutschen Großkonzerne sehen die Umsetzung der verschärften US-Einreisepolitik, die im Laufe der zweiten Jahreshälfte umgesetzt werden soll, äußerst kritisch: In einer Umfrage von TQ3 Travel Solutions bei den Verantwortlichen der Reisestellen bewerten alle Befragten die automatische Risikoeinstufung von Personen bei der Einreise in die USA als sehr bedenklich. Nach Einschätzung aller Travelmanager werden deutliche Mehrkosten auf ihre Unternehmen zukommen – vor allem durch längere und aufwändigere Prozesse bei der Reisevorbereitung und erhöhten Aufwand bei IT-Systemen. Die Reisemanager sind sich in einem weiteren Punkt einig: Alle befürchten durch Datenweitergabe und verschärfte Kontrollen Eingriffe in die Persönlichkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Als deutscher Marktführer im Geschäftsreise-management und –consulting arbeitet TQ3 für einen Großteil der deutschen Unternehmen. Stefan Vorndran, Geschäftsführer Vertrieb von TQ3: „Uns hat interessiert, wie die aktuelle Diskussion in den Unternehmen bewertet wird. Die Umfrage zeigt, dass die Konzerne, die teilweise tausende Mitarbeiter pro Jahr in die USA reisen lassen, Mehrkosten, kompliziertere Prozesse und unangenehme persönliche Folgen für die Mitarbeiter sehen. Sehr überrascht hat uns, dass die Mehrzahl unserer Kunden bereits in der Testphase von unangenehmen Erfahrungen bei USA-Reisen ihrer Mitarbeiter berichtet.“
Die großen Konzerne in Deutschland sind durchweg gut informiert über die Pläne der USA: Fast allen befragten Travel Managern sind Begriffe wie US-VISIT und CAPPS II ein Begriff. Von der Reisestelle bis zum betroffenen Mitarbeiter sehen die Travel Manager ihre Unternehmen gut vorbereitet und informiert. Hierbei hilft das Intranet: Ausschließlich über dieses Medium veröffentlichen die Unternehmen die Informationen intern.
Der TQ3-Umfrage zufolge herrscht bei der Frage der Einführung maschinenlesbarer Ausweise noch Gelassenheit: Die Unternehmen erwarten hierdurch so gut wie keine Beeinträchtigung der Reisevorbereitung und auf der Reise. Kritisch allerdings stehen die Befragten bereits zur Erfassung und dem Abgleich biometrischer Daten während der Einreise in die USA: 83 Prozent befürchten hier klar einen wesentlich höheren zeitlichen Aufwand. Sehr skeptisch zeigen sich die Konzerne in der Frage verschärfter Personenkontrollen nach elektronischem Zufallsprinzip: Alle befragten Manager sehen hier große oder gar sehr große Beeinträchtigungen für ihre Mitarbeiter.
Die Hälfte der Travelmanager ist in ihrem Unternehmen bereits während der aktuellen Testphasen und damit lange vor der offiziellen Umsetzung der verschärften USA-Einreisepolitik mit Problemen konfrontiert worden: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten bereits jetzt mehrmalige Sicherheitschecks (rund 75 Prozent) oder Interviews mit der Einreisebehörde (etwa 25 Prozent) erdulden.
In einem weiteren Punkt der Umfrage zeigten die befragten Travelmanager Optimismus: Gut die Hälfte von ihnen kann sich vorstellen, dass die Einführung einer automatisierten Risikoeinschätzung am Widerstand der Datenschützer oder der technischen Umsetzung scheitert. Dann würde für alles beim Alten bleiben.
Die USA planen, die Personenkontrollen bei der Einreise in die USA wesentlich zu verschärfen. Kernpunkt dabei ist die Errichtung eines Computersystems, das auf Basis von Informationen aus verschiedenen Datenbanken eine automatische Risikoeinschätzung für den Reisenden trifft und ihm einen so genannten Riskscore zuweist (CAPPS II). Je nach dieser Einschätzung kann der Privat- oder Geschäftsreisende entweder einreisen, wird verstärkt kontrolliert und befragt oder aber an der Grenze zur USA abgewiesen. Neben Systemfehlern bei diesem Vorgang beinhalten die US-Pläne aus europäischer Sicht auch erhebliche Datenschutzrisiken, über die sich die EU-Gremien noch streiten. Im Blickpunkt steht vor allem die Weitergabe der Passagierdaten durch die Airlines an die US-Behörden. Offen ist derzeit, ob überhaupt und in welchem Zeitrahmen die neuen Bestimmungen umgesetzt werden können.