Die Stimmung unter den Unternehmern der Republik hat sich seit
vergangenen Herbst verbessert, bleibt insgesamt aber noch negativ.
Gut ein Viertel, 26 (Herbst 2003: 21) Prozent, schätzen jetzt die
wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland für die kommenden sechs
Monate positiv ein und nur noch ein Drittel, 33 (42) Prozent, sehen
sie negativ. Vor allem die Entwicklung des jeweils eigenen
Unternehmens wird positiv gesehen: Die Auftragslage habe sich in den
vergangenen sechs Monaten gebessert, sagen 42 (35) Prozent und nur 25
(37) Prozent meinen, sie sei schlechter geworden. Für das nächste
halbe Jahr glauben 46 (41) Prozent der Befragten an mehr Aufträge
fürs eigene Unternehmen, an weniger Aufträge dagegen 19 (23) Prozent.
Dieses Wirtschaftsstimmungsbild ergab eine bundesweite repräsentative
Umfrage der Management- und IT-Beratung Capgemini bei Unternehmern,
Vorständen und Geschäftsführern. Die Besserungen im eigenen
Unternehmen werden sich allerdings nach der mehrheitlichen Meinung
der 1.723 Teilnehmer der Studie nicht in niedrigeren
Arbeitslosenzahlen zeigen. 51 Prozent (71) Prozent glauben an
steigende Arbeitslosenzahlen in Halbjahresfrist und trotz der
mehrheitlich positiv bewerteten Aussichten des eigenen Unternehmens
glauben lediglich 16 Prozent daran, dass die Beschäftigtenzahlen im
eigenen Unternehmen steigen werden. Im Gegenteil: 39 Prozent geben
an, dass in den nächsten sechs Monaten noch Personal abgebaut werde.
Positiver als im vergangenen Herbst, aber immer noch weitgehend
negativ werden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eingeschätzt.
Der Blick auf den Standort Deutschland beispielsweise bleibt
skeptisch, auch wenn sich die Einschätzung deutlich positiver als im
vergangenen Herbst gestaltet. 37 (46) Prozent sahen eine
Verschlechterung des unternehmerischen Umfeldes an ihrem Standort in
den vergangenen sechs Monaten, 15 (11) Prozent sahen dagegen eine
Verbesserung. Die Entwicklung der Steuerlast wird weiterhin negativ
eingeschätzt, aber auch hier positiver als vor einem halben Jahr. Den
Zugang zu Kapital sehen 45 Prozent der Unternehmenslenker als
schwieriger an, nur 13 Prozent glauben, es hier künftig leichter zu
haben.
Ein weiterer Fragenkomplex zur EU-Osterweiterung ist aus aktuellem
Anlass in das Wirtschaftsstimmungsbild mit eingeflossen. So wurde
nach positiven oder negativen Impulsen gefragt, die von der
EU-Erweiterung ausgingen, wobei das Ergebnis im Durchschnitt
ambivalent bis positiv blieb. Ein deutlicher Trend herrschte bei der
Frage nach den künftigen wirtschaftlichen Aktivitäten in den neuen
EU-Ländern vor: 45 Prozent wollen diese verstärken, nur 8 Prozent
verringern. Die Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt sehen 73
Prozent negativ. Nur 10 Prozent glauben an eine positive Reaktion des
Arbeitsmarktes.
„Wir haben jetzt statt eines Wolkenbruchs den Dauerregen. Eine
Schönwetterperiode, sprich die Trendwende, ist noch nicht in Sicht“,
erläuterte Antonio Schnieder, CEO Zentral- und Ost-Europa von
Capgemini, bei der Präsentation der Studie in Berlin. „Deutschland
verliert aufgrund der noch immer zu schlechten wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen weiter an Wettbewerbsfähigkeit“, ergänzte Dr.
Helmut Haussmann, Senior Vice President bei Capgemini und
Bundeswirtschaftsminister a.D. die Einschätzung deutscher
Unternehmer.
Im Ländervergleich liegt Hessen vorn. 36 Prozent sehen hier
bessere Zeiten. Ebenfalls vergleichsweise gute Stimmung herrscht in
Bayern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Thüringen bildet
das Schlusslicht und hat mit dieser Position Berlin als durchweg
pessimistischstes Bundesland in der vorhergehenden Herbstumfrage 2003
verdrängt. Neben Sachsen-Anhalt ist Berlin aber immer noch in der
Schlussgruppe vertreten, was die Wirtschaftsstimmung anbelangt. Das
vor einem halben Jahr in der Herbstumfrage 2003 noch so optimistische
Bremen liegt jetzt auf den hinteren Plätzen.
In der Branchenbetrachtung liegen die Unternehmen der
Telekommunikation, der Banken und der Elektronik – wie auch in vielen
anderen Einzelfragen – weit vorn mit einer positiven Sicht der
wirtschaftlichen Entwicklung. In der Telekommunikationsbranche
glauben an einen positiven Fortgang der wirtschaftlichen Entwicklung
als Spitzenwert 61 Prozent (der Durchschnitt lag bei 26 Prozent).
Sehr negativ sieht die Handelsbranche das wirtschaftliche Geschehen
der nächsten sechs Monate (45 Prozent: wird schlechter), ebenso wie
die Medienhäuser (46 Prozent: wird schlechter).
Auch bei der Betrachtung der Arbeitslosenzahlen herrschen durchweg
negative Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Im Detail
betrachtet schält sich heraus, dass die Banken hier am
optimistischsten sind, der Handel bildet abermals das pessimistische
Schlusslicht.
Die vollständigen und detaillierten Umfrageergebnisse
„Wirtschaftsstimmung – Eine Umfrage unter deutschen Führungskräften“
sind im Internet unter http://www.wirtschaftsstimmung.de abrufbar.