Das Jahr 2020 stellte die Messewirtschaft weltweit vor größte Herausforderungen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste ein Großteil der Messen abgesagt werden, was zu enormen Umsatzeinbrüchen führte. Auch die Messe München musste insgesamt über 20 Veranstaltungen, darunter viele Weltleitmessen absagen. Dennoch blickt man in München zuversichtlich in die Zukunft. Digitale Formate und Produkte sollen das bestehende Portfolio erweitern.
Seit dem Frühjahr 2020 hat die Corona-Pandemie das klassische Messegeschäft weltweit so gut wie unmöglich gemacht. Die Gesamtausstellerzahl der Messe München betrug 2020 weltweit rund 23.000. Allein in Deutschland konnten von den geplanten 15 Eigenveranstaltungen nur 6 tatsächlich als Präsenzmesse stattfinden, die Zahl der Aussteller belief sich auf 7.056 (-6 Prozent zu den Vorveranstaltungen) und 288.023 (-11 Prozent zu den Vorveranstaltungen) Besucher. An den 15 Eigenveranstaltungen im Ausland, die als Präsenzmessen stattfinden konnten, waren knapp 500.000 Besucher und 10.747 Aussteller aktiv. Die 14 digitalen Eigenveranstaltungen, auf denen 583 Aussteller präsent waren, erreichten über 38.000 Unique User (Besucher). Der hochgerechnete Umsatz der Messe München GmbH liegt mit 94 Millionen Euro um 70 Prozent unter Plan (302 Millionen Euro). Dieser Umsatzverlust hat dramatische Auswirkungen auf die Wirtschaft der Region, denn jeder Euro Umsatz der Messe München GmbH erzeugt 10 Euros Kaufkraft bundesweit. In Bayern brach schätzungsweise die Kaufkraft um 1,9 Milliarden Euro ein, 16.000 Arbeitsplätze könnten betroffen und geschätzt 179 Millionen geringere Steuereinnahmen die Folge sein.
„Für die Messe München war das Jahr 2020 eine Vollbremsung auf der Überholspur“, sagt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München. Im Rekordjahr 2019 hatte sich die Messe München auf den fünften Platz der Messeveranstalter weltweit vorgearbeitet. „Es ist Glück im Unglück, dass die Pandemie uns in einer Position der Stärke getroffen hat“, so Klaus Dittrich weiter. „Wir haben die guten Jahre genutzt, um unsere Strategie konsequent umzusetzen und unsere Angebote und Fähigkeiten weiterzuentwickeln.“ So machte sich im Corona-Jahr die Internationalisierung der Messe München positiv bemerkbar und die erfolgreichen Auslandsgesellschaften der Messe München haben die Liquidität gestützt.
Die Messe München hat in den vergangenen Jahren die Digitalisierung systematisch vorangetrieben. Deshalb konnten nach der Absage vieler Messen im Jahr 2020 in kürzester Zeit 14 digitale Veranstaltungen aufgesetzt werden, etwa die ISPO ReStart.Days, die Analytica virtual und die IFAT Impact. An diesen digitalen Events haben über 38.000 Besucherinnen und Besucher teilgenommen. „Wir haben im letzten Jahr eine extrem steile Lernkurve durchlaufen, Corona war ein Turbo-Beschleuniger für die weitere Digitalisierung“, so Klaus Dittrich.
Um den dramatischen Umsatzeinbrüchen entgegenzuwirken hat die Messe München umgehend ein Effizienzprogramm mit 900 Einzelmaßnahmen aufgesetzt, mit dem eine Senkung der Sachkosten um 30 Prozent erreicht werden konnte. Aufgrund der anhaltenden Umsatzverluste müssen jetzt auch die Personalkosten gesenkt werden. Für den geplanten Abbau von ca. 170 Stellen wird gerade mit dem Betriebsrat über sozialverträgliche Lösungen verhandelt.
Für die Messe München ist zudem klar, dass es kein Zurück zum Geschäftsmodell vor Corona geben wird. Nicht nur die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Effekte der Pandemie werden nachhaltig sein, auch das Messegeschäft wird sich dauerhaft verändern. Deshalb soll die Organisation für die neuen Herausforderungen fit gemacht werden. Konsequente Kundenorientierung, Agilität, Flexibilität und ein noch stärkerer Fokus auf die Digitalisierung sind die Ziele der anstehenden Restrukturierung.
„Die Corona-Krise ist eine Naturkatastrophe – doch gemeinsam werden wir diese Katastrophe überwinden“, sagt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München GmbH. „Wir haben rasch und entschlossen reagiert – verbunden mit einigen konsequenten Entscheidungen – und haben deshalb gute Chancen, noch stärker aus der Pandemie herauszukommen. Im Zentrum steht die Weiterentwicklung unseres bisherigen Geschäftsmodells. Digitalisierung ist für uns heute keine reine Sache von Spezialisten mehr. Sie muss breit und tief im gesamten Unternehmen verankert werden. Hier sind wir im Markt sicher Vorreiter“, sagt Klaus Dittrich.
„Unser Geschäftsmodell ist es, Menschen zu verbinden. Wir sehen uns nicht mehr nur als Vermieter von Hallenfläche, sondern als Manager von Plattformen – in physischer Form auf einer Messe oder digital 365 Tage im Jahr. Die Pandemie hat diesen Trend verstärkt: Wir stehen vor einem Umbruch, wie in den letzten Jahren das Mobiltelefon. Früher diente es nur dazu, mobil zu telefonieren. Heute kann man mit modernen Smartphones zusätzlich fotografieren, Musik hören, navigieren, fernsehen, Spiele spielen oder seinen Gesundheitszustand überwachen. Unser Kerngeschäft war bislang überwiegend die Vermietung von Ausstellungsfläche. Wie beim Smartphone müssen wir jetzt digitale Zusatzangebote schaffen, die echten Mehrwert für unsere Kunden stiften“, sagt Klaus Dittrich. „Sicher hängt unser künftiger Erfolg von Strategien, Fähigkeiten und Produkten ab – aber ganz entscheidend ist die Einstellung, mit der wir diese Zukunft annehmen und gestalten. Die gesamte Messewirtschaft steht vor einer großen kulturellen Veränderung.“
Anstrengungen für eine „grüne Messe“ werden verstärkt
Neben der Digitalisierung wird sich die Messe München künftig noch stärker auf das Thema Nachhaltigkeit konzentrieren. Ziel der Messe ist es, klimaneutrale Angebote zu entwickeln – auf der Messe selbst, aber auch bei der An- und Abreise, beim Aufenthalt in München oder bei der Infrastruktur.
„Nach der Pandemie wird der Wunsch der Menschen, sich wieder persönlich zu treffen und auszutauschen, größer denn je sein. Ich glaube nicht mehr nur an die Zukunft von Messen, Corona hat bewiesen, dass sie eine Zukunft haben“, sagt Klaus Dittrich. „Deshalb sehen wir voller Zuversicht in die Zukunft.“
Qulle: Messe München / Bild: Pixabay
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