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Geschäftsbeziehungen in den Niederlanden

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Beim Gedanken an die Niederlande scheint uns vieles vertraut. Doch die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und unserem Nachbarland lassen so manches gemeinsame Projekt scheitern. Worauf es bei der Zusammenarbeit mit unseren niederländischen Nachbarn ankommt, weiß Janet Antonissen, interkulturelle Trainerin bei den gemeinnützigen Carl Duisberg Centren.
Sprechen Sie lieber Englisch!
Auch wenn Deutsch und Niederländisch sich ähneln, ist es ein Irrglaube, dass die meisten Niederländer Deutsch sprechen. Setzen Sie Deutschkenntnisse nicht als selbstverständlich voraus. Nutzen Sie lieber Englisch als neutralere Gesprächsbasis und bevorzugte Geschäftssprache.
Vorsicht beim Duzen!
Duzen ist in den Niederlanden in den meisten Branchen zwar üblich, die Distanz zum Gegenüber bleibt trotzdem bestehen. Das niederländische „je“ ist dem englischen „you“ gleichzusetzen: Die Anrede mit „Du“ sollten Sie nicht direkt als Zeichen von Vertrautheit verstehen.
Direkt, direkter, Niederlande
Mehr noch als in Deutschland steht in den Niederlanden Direktheit hoch im Kurs. Nehmen Sie undiplomatisch erscheinende Aussagen nicht persönlich. Dies zeugt nicht von fehlender Diplomatie und steht dem informellen Austausch untereinander nicht im Weg. Leben Sie Ihre deutsche Direktheit also ruhig aus, aber vergessen Sie dabei nicht die persönliche Beziehungspflege!
Seien Sie offen für neue Vorgehensweisen
Aus einem ersten Meeting geht man in den Niederlanden oft lediglich mit einem groben Konzept heraus — Kennenlernen und Austauschen ist das Ziel. Details folgen erst später. Lassen Sie den deutschen Perfektionismus hinter sich und seien Sie offen dafür, Projekte auch anders anzugehen!

Zeigen Sie sich bescheiden

Besserwisser mag niemand: In den Niederlanden sind Titel eher zweitrangig und es herrschen flache Hierarchien. Im Büroalltag punkten Sie mit einem lockeren Auftreten kombiniert mit einer guten Prise Humor. Übertreiben Sie es jedoch nicht und nehmen Sie Ihren Gesprächspartner trotzdem ernst!
Hören Sie auch auf Assistenten
Vorgesetzte sind in den Niederlanden häufig Generalisten. In fachlichen Belangen haben sie daher nicht immer zwangsläufig das Sagen. Deswegen können Teammitglieder oder Assistenten in Entscheidungsprozessen genauso wichtig sein wie ihr Vorgesetzter. Tipp: Beobachten Sie im Meeting genau, wer das Sagen hat.
Planen Sie ausreichend Zeit für Entscheidungsprozesse ein
Im niederländischen Büroalltag ist Geduld ein hohes Gut, denn Besprechungen und Entscheidungsprozesse benötigen für deutsche Verhältnisse oft sehr viel Zeit. Jede Meinung zählt und muss gehört werden. Werten Sie späte Rückmeldungen daher nicht zwangsläufig als Desinteresse.
Stellen Sie sich auf ein reges Verhandeln ein
Die Niederländer lieben den Handel — daher sind Rabatte, „Extras“ oder selbstgemachte „Spezials“ sehr beliebt! Beim viertwichtigsten Handelspartner Deutschlands kommt eine Mischung aus Direktheit und Ungezwungenheit in Verhandlungen gut an. Machen Sie sich mit verschiedenen Handelsstrategien vertraut, um bei unserem Nachbarn zu punkten.
Offenheit ist gefragt
Die Niederländer tauschen sich viel über ihr Privatleben aus. Im Vergleich zu Deutschland ist die Trennung zwischen privat und geschäftlich nicht so streng und der persönliche Umgang ein wichtiger Teil des Büroalltags. Lösen Sie sich von der deutschen Formalität: Geben Sie sich ungezwungen und offen!
Freitags reisen lohnt sich
In vielen niederländischen Firmen findet Freitagsnachmittags ein informeller Umtrunk mit Kollegen statt. Die sogenannten „vrijdagmiddagborrels“, kurz „vrijmibos“, sind eine gute Gelegenheit, persönliche Beziehungen zu pflegen. Es lohnt sich bestimmt, den Besuch dieses Events bei der nächsten Reise mit einzuplanen!
Quelle: Carl Duisberg Medien GmbH