In den Chefetagen des deutschen Mittelstands befindet sich der Frauenanteil weiter im Sinkflug. Im Jahr 2017 wurden nur noch 15,4 % der insgesamt rund 3,76 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen hierzulande von Chefinnen geführt, wie eine aktuelle Sonderauswertung von KfW Research auf Basis des KfW-Mittelstandspanels im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März 2019 zeigt. Im Jahr zuvor hatte der Anteil noch 16,4 % betragen, auf seinem Höchststand im Jahr 2013 sogar 19,4 %. Die Anzahl frauengeführter Mittelständler sank damit zwischen 2013 und 2017 um 100.000 auf aktuell noch 580.000 Unternehmen.
Der Rückgang bei den Chefinnen ist auch Folge eines sinkenden Frauenanteils unter den Existenzgründern. Nur 206.000 Frauen wagten im Jahr 2017 den Schritt in die Selbstständigkeit (-23 % gegenüber 2016). Der Anteil an allen Gründern sank zuletzt um 3 Prozentpunkte und liegt gegenwärtig bei 37 %. Vor allem bei Vollerwerbsgründungen ist die Beteiligung von Frauen zurückgegangen. Mit zeitlicher Verzögerung bremst diese Entwicklung auch den Anstieg der frauengeführten Mittelständler. Eine Ursache für die sinkenden Gründerinnenzahlen ist die nach wie vor sehr gute Lage am deutschen Arbeitsmarkt: Erwerbstätigkeit ist für immer mehr Frauen attraktiv, Karriereentscheidungen fallen daher immer häufiger gegen die Selbstständigkeit aus.
„Beim Thema Frauen in Führungspositionen hinkt Deutschland hinterher. Nicht nur die Chefsessel im Mittelstand sind wieder zunehmend männlich besetzt, auch im mittleren und höheren Management in der Wirtschaft gibt es im internationalen Maßstab deutlichen Nachholbedarf,“ sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. So sind in Deutschland nur 28% der mittleren und höheren Führungspositionen von Frauen besetzt. Der EU-Durchschnitt liegt bei über 31 %. Länder wie Schweden oder die USA kommen auf rund 40 %. Selbst in Schwellenländern wie Russland, Brasilien oder Mexiko ist der Anteil von Frauen im Management deutlich höher als hierzulande. Tendenziell gilt: Je höher die Führungsebene und je größer das Unternehmen, desto geringer der Frauenanteil. Von den größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland hatte im vergangenen Jahr kein einziges einen weiblichen CEO.
„Wie stark Frauen im Management vertreten sind, hängt wesentlich von den Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie ab. Deutschland hat in den vergangenen Jahren hier einiges auf den Weg gebracht – aber es ist noch Luft nach oben. Um den Anteil von Frauen in Führung zu stärken, braucht es darüber hinaus aber auch einen Wandel in gesellschaftlichen Rollenbildern und in den Unternehmenskulturen. Hierfür braucht man einen langen Atem, aber es ist unerlässlich, dass wir diesen langfristigen Prozess aktiv angehen – auf das Potenzial von Frauen in Führung werden wir zukünftig nicht verzichten können“, so Dr. Jörg Zeuner.
Die Sonderauswertung von KfW Research zu Chefinnen im Mittelstand sowie eine aktuell Untersuchung zu Frauen in Führungspositionen weltweit sind abrufbar unter https://www.kfw.de/KfW-Konzern/KfW-Research/Frauen.html
Quelle: Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW)
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