Deutschlands Unternehmen kommen beim Frauenanteil in ihren Vorständen nicht zügig genug voran. Schuld daran sind schwache Aufsichtsräte, sagt der Berufsverband DFK – DIE FÜHRUNGSKRÄFTE und warnt die Firmen vor Konsequenzen.
Eine Studie der AllBright-Stiftung hat es erst gerade wieder ans Licht gebracht: Das Interesse der börsennotierten deutschen Unternehmen, den Frauenanteil in den Vorständen zu erhöhen, ist nicht besonders ausgeprägt. Von den 160 Börsenunternehmen haben 110 keine einzige Frau im Vorstand.
Das allein wäre schon schlimm genug aber von diesen 110 Unternehmen haben sich lediglich 37 Firmen konkret vorgenommen, den Frauenanteil in ihrem Top-Management zu erhöhen. 79 Unternehmen haben sich dazu jedoch entweder überhaupt kein Ziel gesetzt oder den angestrebten Frauenanteil in ihrem Vorstand mit „null“ definiert. Das Interesse, den Frauen eine gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen einzuräumen, scheint in vielen großen Firmen also überhaupt nicht vorhanden zu sein.
Ein Zustand, der für den DFK unhaltbar ist. Die Kritik von DFK-Vorstand Dr. Ulrich Goldschmidt fällt dementsprechend deutlich aus: „Wir haben es hier mit Aufsichtsratsversagen zu tun, denn für die Besetzung von Vorstandspositionen sind die Aufsichtsräte verantwortlich. Wenn große Unternehmen keine Frau im Vorstand haben, mag es dafür ausnahmsweise und vorübergehend Gründe geben. Sich aber dafür das Ziel „null“ zu setzen, ist ein echtes Trauerspiel. Denn darin steckt ja die Aussage, dass man bereit ist, vorsätzlich auf 50% des intellektuellen Potenzials unserer Gesellschaft bei Vorstandsbesetzungen zu verzichten. Kunden und Investoren werden sich fragen, ob sie bei einem solchen Unternehmen noch an der richtigen Adresse sind.“
Aber auch die Reputation als Arbeitgeber kann durch solche Botschaften nachhaltig Schaden nehmen. „Qualifizierte Frauen werden sich genau überlegen, ob sie bei einem Arbeitgeber anheuern wollen, der in der heutigen Zeit zu Fragen von Gleichbehandlung und Vielfalt noch eine Einstellung an den Tag legt, die den Herrenclubs des letzten Jahrhunderts entstammen könnte“, so Goldschmidt weiter.
Für den DFK hat die Forderung, mehr Frauen in die Vorstände zu berufen, auch nichts mit gender-romantischen Anwandlungen zu tun. Es gibt vielmehr handfeste ökonomische Gründe. Ulrich Goldschmidt: „Keine Volkswirtschaft und kein Unternehmen kann es sich in einem immer globaler werdenden Wettbewerbsumfeld auf Dauer erlauben, auf die Qualität weiblicher Führungskräfte zu verzichten. Und das gilt auch für die Vorstände. Wir brauchen die Besten und die werden wir insbesondere unter den Frauen finden. Zu diesem Ziel sollte man sich dann aber auch als Unternehmen bekennen. Wer dies als Aufsichtsrat bewusst nicht tut, macht einfach keinen guten Job.“
Verbessert sich die Situation in den Firmen nicht kurzfristig und nachhaltig, sollte nach Einschätzung des DFK niemand überrascht sein, wenn der Gesetzgeber wieder auf den Plan tritt und nach der verbindlichen Frauenquote für den Aufsichtsrat dann auch eine Quote für den Vorstand einführt.
Quelle: DIE FÜHRUNGSKRÄFTE e.V. (dFK)
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