Der Lufthansa könnten im Sommer erneut Schlagzeilen wegen Flugausfällen drohen, diesmal allerdings nicht wegen Streiks. Wie die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) mitteilt, droht der Airline ein Personalengpass an leitenden Flugbegleitern (Pursern) für den Sommer 2018. Die Bereederung mit mindestens einem Purser ist gesetzlich vorgeschrieben – ohne diese dürfen Flugzeuge nicht abheben. Die Folge wären Flugausfälle in der reisestärksten Zeit des Jahres. Dieses Problem ist aus Sicht der UFO von „ganz oben“ hausgemacht und nicht das einzige Ärgernis.
Zusätzlich ist die Stimmung zwischen den Tarifpartnern am Boden. Die Gewerkschaft wirft dem Topmanagement vor, sich nicht mit den Problemen der Kabine beschäftigt zu haben, die auch deshalb entstanden sind, weil die fast zwei Jahre alte Platzeck-Schlichtung nicht umgesetzt werde.
„Die Legendenbildung in den oberen Managementetagen, fernab des Alltags ist hoch beeindruckend. Weil man sich über Monate gegenseitig davon überzeugt hat, dass UFO für die Kabine zu viel herausgeholt hat, versucht man mit Ignoranz die Probleme auszusitzen. Aus lauter Revanchismus, werden Daumenschrauben angesetzt statt die Sozialpartnerschaft endlich zu fördern. Richtiger wäre es, genug Personal in den Fachabteilungen zur Verfügung zu stellen, das sich mit der Umsetzung der Tarifverträge und den Problemen der Mitarbeiter beschäftigt. Der Schuss geht nach hinten los, wie sich nun zeigt“, kommentiert Alexander Behrens, Vorsitzender der UFO, verärgert.
Das Ergebnis der Schlichtung sollte Tariffrieden und Ruhe bringen. Die Schlichtung ist jetzt, fast zwei Jahre danach, noch immer nicht vollständig umgesetzt. „Die Belegschaft ist zu Recht sauer, verunsichert und verlangt lautstark nach Verlässlichkeit und Teilhabe am Erfolg. Wir haben große Veränderungen gemeinsam angestoßen, mit denen die Geschäftsleitung seit zwei Jahren stiefmütterlich umgeht. Das führt zu enormen Frust. In Zeiten von 3 Milliarden Gewinn und der 5-Star-Auszeichnung, die in großen Teilen auf das Konto der Kabine geht, ist dies die Wiederholung von alten Fehlern. Die LH-Leitung kümmert sich erst dann, wenn die Tarifverträge offen sind und die ersten Streiks laufen. Die ersten Tarifverträge der Schlichtung laufen allerdings bereits Ende 2018 aus“, so Nicoley Baublies, Tarifvorstand der UFO.
Auch wenn das Jahr noch bevorsteht, ist für die Kabinengewerkschaft bereits heute klar: Bleibt ein umgehendes Umdenken im Management aus, drohen direkt ab Anfang 2019 Streiks bei Lufthansa. „Wir haben Lufthansa heute ein weiteres Mal die Hand gereicht und Angebote zu zügigen Gesprächen erneuert. Diese Hand ein weiteres Mal auszuschlagen wäre nicht nur fahrlässig uns gegenüber, sondern auch gegenüber unseren Gästen. Uns ist eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu Friedenszeiten deutlich lieber, aber nach fast zwei Jahren müssen wir vermuten, dass wir da die Einzigen sind. Das obere Management muss jetzt zügig handeln, wir haben viel Arbeit vor uns“, so Baublies abschließend.
Quelle: Unabhängige Flugbegleiter Organisation
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