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GeschäftsreiseVerband prognostiziert Zukunft des Geschäftsreisemarktes

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Die Geschäftsreisewelt wird für Travel Manager komplexer und schwieriger im Griff zu behalten: Der Markt steht vor einer tiefgreifenden Zersplitterung, die ihn schwer steuerbar macht. Wo die Politik der wachsenden Komplexität nicht mehr gerecht wird, ist Lobbyismus gefragt. Und die Nachhaltigkeitsdebatte rückt die qualitativen Aspekte einer Geschäftsreise und virtuelle Kommunikation in den Fokus.
Das sind die zentralen Ergebnisse des vierten „VDR-TrendsPort“. Einmal im Jahr prognostiziert das Marktforschungsteam des deutschen GeschäftsreiseVerbands VDR Grundtendenzen für die nahe Zukunft des Geschäftsreisemarktes. Bereits zum vierten Mal trafen sich auf Einladung des VDR 16 Geschäftsreise-Experten unter der Leitung der Szenario-Trainer Ludger Bals (IBC Innovative Business Concepts) und Nicole Habich-Pfeifer (a:head Servicepartner für Strategieforen) mit dem Ziel, neue Entwicklungen im Travel Management frühzeitig zu erkennen und zu beschreiben. Neben der VDR-Geschäftsreiseanalyse hat sich der VDR-TrendsPort als festes Instrument der Trendbeobachtung etabliert.

„Die Ergebnisse des VDR-TrendsPort treffen den Zeitgeist – ihre Vision ist die Grundlage der VDR-Mission“, sagt VDR-Präsident Dirk Gerdom. „Die Ergebnisse dieser Workshops haben erwiesenermaßen Hand und Fuß. Viele der Dinge, die damals im ersten TrendsPort prognostiziert wurden, sind eingetreten und sogar schon passé. Was 16 Branchenköpfe in drei Tagen erarbeiten, kann kein Mitglied allein auf die Beine stellen. Das ist sichtbarer Mehrwert.“ Zukunftsdenker Ludger Bals ergänzt: „Der Wunsch, zu wissen, wie die Zukunft aussieht, ist so alt wie die Menschheit. Deshalb beschäftigten wir uns zwei Tage lang mit Worst- und Best Case-Szenarien, um zu prognostizieren, welche Trends kommen, welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben und welche Vorbereitungsmaßnahmen getroffen werden können.“

Getrieben wird der Wandel von technischen Innovationen. Die kommenden Jahre werden geprägt sein von kostengünstigen, webbasierten und mobilen Lösungen (Apps), die sich direkt an die Reisenden wenden. Dazu kommen die Weiterentwicklung von Bindungsprogrammen mit der dazugehörigen direkten Kundenkommunikation sowie Direktverbindungen (Direct Connect) zwischen Fluggesellschaften und einzelnen Reisebüroketten. Das trägt zur Atomisierung des Marktes bei. Travel Manager erwarten immer weniger, dass ein zentrales globales Buchungssystem dauerhaft alle Leistungen und Tarife bereitstellen kann – sie stellen das „One Stop Shopping“ in Frage. Stattdessen werden regional differenzierte, einfache Lösungen verlangt. „Die Unternehmen wünschen sich standardisierte Lösungen. Das sollten Anbieter als Chance sehen, Komplexität zu reduzieren und uns Kunden individuell zu betreuen“, so VDR-Präsident Dirk Gerdom.

Bereits auf der Frühjahrstagung haben rund 250 Geschäftsreiseplaner und Anbieter aus dem Mobilitätsmanagement über Sinn und Unsinn mobiler Applikationen für Geschäftsreisende gesprochen. Das bildete die Grundlage für ein Projekt, an dem der Fachausschuss Technologie momentan arbeitet: eine Checkliste zur Auswahl geeigneter Apps für Reisende. Mit solchen Tools können Travel Manager den Wildwuchs verhindern. Denn Geschäftsreisende nutzen unterschiedliche mobile Anbieter, die primär auf den Bedarf der Endverbraucher ausgerichtet sind und über verschiedene Kundenbindungsprogramme in direktem Kontakt mit Leistungsträgern stehen. Der Reisende wird dadurch zum „gläsernen Kunden“, der außerdem zunehmend der Steuerung des Travel Managers entgleitet. Die Frage „Wem gehört der Reisende?“ wird akut. Direkte Formen verdrängen die klassische Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Lieferanten. Agenten und reine Vermittler, die nicht in diesen Kanälen agieren, werden sich schwer behaupten können.

Intelligentes Mobilitätsmanagement legt den Fokus weiterhin auf den Return of Invest einer Geschäftsreise. Dabei verändert sich das Verständnis weg vom reinen Kostenaspekt hin zu qualitativen Gesichtspunkten. Für einfache und wiederkehrende Geschäftstermine steht in Zeiten der eCollaboration immer bessere technische Infrastruktur zur Verfügung. „Auch die Hotellerie hat diesen Trend erkannt und investiert in moderne, virtuelle Konferenztechnik“, so Gerdom. Damit reagiert die Hotellerie auf das gestiegene Umweltbewusstsein in den Unternehmen. Dessen Kunden und die Politik haben erkannt, wie wichtig ein überlegter Umgang mit Ressourcen und Emissionen ist. Unternehmen mit eindeutiger Position zu Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility entwickeln Werte, haben eine stärkere Nachfrage und positionieren sich besser. Währenddessen verlieren Statussymbole an Wert und weichen nachhaltigen Mobilitätslösungen. Car Sharing, E-Mobilität und Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln werden gesellschaftsfähig. „Dieser Entwicklung begegnen wir als Verband mit der Einführung eines neuen Zertifikats für nachhaltig geführte Hotels, dem Certified Green Hotel. Und der Emissionshandel, der 2012 für Fluggesellschaften in Kraft tritt, wird uns weiterhin beschäftigen. Über der Nachhaltigkeitsdebatte dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass betriebliche Mobilität bezahlbar bleiben muss. Deshalb fordern wir auch die Abschaffung der Luftverkehrsteuer, wenn sich der Emissionshandel 2012 durchsetzt.“

Die Luftverkehrsteuer ist ein Beispiel, wie die direkte Einflussnahme durch politische Entscheidungen und regionale Gesetze die tägliche Mobilität behindert. Hinzu kommen Oligopole und kartellähnliche Strukturen, die durch Globalisierung entstehen. Auch die „Bettensteuer“, die steuerliche Behandlung von Hotelfrühstück oder die Branchenregeln („Code of Conduct“) für globale Vertriebssysteme sind Ergebnisse politischer Alleingänge. „Die Politik benötigt Unterstützung, um in der komplexer werdenden Welt die Handlungsmöglichkeiten richtig zu sehen und einzuschätzen“, so Szenario-Trainer Ludger Bals. Durch frühzeitige Lobbyarbeit können Unternehmen und Verbände die Politik mit Know-how versorgen und aktiv auf Märkte einwirken. Dabei kommt es auch auf die enge Zusammenarbeit verschiedener Organisationen an. „Die Vernetzung der Welt braucht die Vernetzung der Verbände“, bringt es VDR-Präsident Dirk Gerdom auf den Punkt.



„Der Wandel ist das einzig Beständige – diese alte Weisheit bestätigt sich erneut“, so Gerdom. „Der VDR ist bereit, sich ebenfalls zu wandeln und auf die neuen Herausforderungen schlagkräftig und flexibel zu reagieren. Der VDR-TrendsPort zeigt, dass die Struktur und die Interdisziplinarität des VDR der richtige Weg sind. Es geht schon lange nicht mehr ausschließlich darum, die Verhandlungen zwischen Travel Managern und Anbietern zu unterstützen. Das Aufgabenfeld ist branchen- und themenübergreifend geworden. Eigentlich gibt es DIE Geschäftsreisebranche gar nicht – wir bewegen uns in allen Branchen, und unser Thema ist die geschäftliche Mobilität.“

Weitere Informationen: www.vdr-trendsport.de