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Die durstigen Limousinen deutscher Bischöfe

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Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hat erstmals die Dienstwagen des Spitzenpersonals der evangelischen und katholischen Kirche hinsichtlich der Motorisierung, des Spritverbrauchs und der CO2-Emissionswerte untersucht. Das Ergebnis der Abfrage stellte die Umweltschutzorganisation heute in Berlin vor. Danach scheint der Klimawandel erst bei vier von 46 befragten Landesbischöfen voll im Bewusstsein angekommen zu sein. Ihre Dienstfahrzeuge halten den seit 2008 geltenden EU-Zielwert für den CO2-Ausstoß ein. Für 26 Bischöfe, also mehr als die Hälfte der von der DUH befragten geistlichen Würdenträger, ist der Klimaschutz bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Dienstfahrten offensichtlich kein Thema. Der Emissionswert ihrer Limousinen liegt entweder 20 bis 60 Prozent über dem EU-Zielwert für 2008 oder sie verweigerten gleich ganz die Auskunft.

Die DUH hatte zwischen Juli und Oktober 2011 Umfragen in den deutschen evangelischen und katholischen Landeskirchen und Bistümern durchgeführt und sich bei der Erhebung auf die Dienstlimousinen der jeweiligen Bischöfe konzentriert. Insgesamt wurden 46 Kirchenvertreter befragt. Damit knüpft die DUH an ihre früheren Abfragen an, bei denen die Dienstwagen der Bundes- und Landesminister, der großen börsennotierten Unternehmen sowie von obersten Bundesbehörden untersucht wurden.

„Das Ergebnis ist enttäuschend – viele Bischöfe predigen ihren Kirchengemeinden richtigerweise die Notwendigkeit des Klimaschutzes – haben aber selbst Benzin im Blut“, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Wir fordern die deutschen Bischöfe auf, ihre Klimaschutzrhetorik auch für sich selbst ernst zu nehmen und aktiv zum Schutz des Klimas und damit zum Erhalt unseres Planeten beizutragen.“

Die „Grüne Karte“ für glaubwürdig demonstriertes Klimabewusstein beim DUH-Dienstwagencheck geht an: Brigitte Boehme, Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche, Präses Dr. h.c. Alfred Buß der Evangelischen Kirche von Westfalen, Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe und Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Sie nehmen ihre Vorbildfunktion ernst und nutzen Dienstfahrzeuge, die den EU-Zielwert für 2008 von 140 g CO2/km deutlich unterschreiten.

Nach Auffassung der DUH betreibt die Mehrzahl der Bischöfe ein „Schaufahren gegen den Klimaschutz“ mit übermotorisierten und spritdurstigen Dienstwagen, obwohl alle großen Automobilhersteller mittlerweile immer mehr komfortable Limousinen mit vergleichsweise niedrigen CO2-Emissionen anbieten.

Als erfreulich bewertete die Umweltschutzorganisation die hohe Informationsbereitschaft in dieser ersten Dienstwagenabfrage unter Kirchenvertretern. Über 80 Prozent waren auskunftsbereit. Immerhin acht Kirchenoberhäupter verweigerten jedoch die Angaben zu Spritverbrauch und Klimagasausstoß und erhielten deshalb von der DUH ebenfalls die „Rote Karte“.